„Wer schreit, will gehört werden.“ Pubertätscoaching der humorvollen Art mit Bestsellerautor Matthias Jung

Am 13. Januar hielt der Diplom-Pädagoge, zweifache Vater, Jugendexperte und SPIEGEL Bestsellerautor Matthias Jung einen Online-Vortrag in der Evangelischen Familien-Bildungsstätte Gießen (EFBS). Die EFBS möchte mit Eltern in gemeinsamer Verantwortung für Entwicklung und Bildung der Kinder Wege aufzeigen, die Menschen die Vereinbarung der Elternrolle mit der persönlichen Lebensplanung ermöglicht, und bietet daher regelmäßig entsprechende Angebote für Eltern an.

„Chill mal – am Ende der Geduld ist noch viel Pubertät übrig!“ war für Eltern ein Coaching der humorvollen Art. Jung begann seinen Vortrag mit einem Überblick über wissenschaftliche Erkenntnisse, angereichert mit plastischen Alltagsbeispielen, die gespickt mit witzigen Anekdoten waren, Jugendliche aber nie der Lächerlichkeit preisgaben. Zum Thema jugendliche Verpeiltheit berichtete er von einem Teenager, der sonntags müde die Treppe hinunter kam und seiner Mutter sagte, dass er wohl für die Schule verschlafen habe. Sie daraufhin: „Schnell, lauf zum Bus!“ Ob das Rückzugsbedürfnis von Teenagern, die noch nicht ausgereifte Impulskontrolle oder der hormonelle Ausnahmezustand. Vieles fand einen Platz. Jung gab pragmatische Tipps, um auch in Ausnahmesituationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Machtspiele und Provokationen gehörten dazu, wenn Teenager ihre Grenzen austesteten, was wichtig sei: „Wer schreit, will gehört werden.“ Eltern empfahl er die Anwendung von Stopp-Techniken, wie Atemübungen oder ein Herausgehen aus der Situation, wenn diese zu eskalieren drohe. Man könne auch ruhig zugeben, wenn man verletzt sei und solle ohne Vorwürfe zu machen, mit Ich-Botschaften und auf Augenhöhe ins Gespräch kommen. Jung schilderte beispielhafte Situationen empathisch und riet dazu, die andere Seite zu sehen und zu verstehen. Bei den Teenagern solle die Botschaft ankommen: „Ich bin immer für dich da!“

An den etwa 45minütigen Vortrag schloss sich eine gleichlange Fragerunde an, in der Matthias Jung zeigte, dass er nicht nur witzig kann, sondern auch fachlich kompetent und zugewandt kniffelige Fragen beantworten. Die Eltern trieben beispielsweise Fragen zum Thema Smartphone, Schulschwänzen oder exzessivem Gaming um. Jung antwortete auf alle Fragen ausführlich, wies aber auch klar auf die Grenzen seines Vortrags hin und riet bei bestimmten Situationen zur Hinzuziehung von Experten vor Ort, wie pädagogischem Fachpersonal, Schulsozialarbeitern oder Therapeuten. Eltern sollten auch auf ihre eigenen Ressourcen achten, die man dringend bräuchte, um gut für das eigene Kind da zu sein.

Die mehr als 20 Teilnehmer*innen lachten viel, beteiligten sich rege mit Fragen und Beispielen aus dem eigenen Umfeld und unterstützten sich gegenseitig durch Empathiebekundungen. Matthias Jung gab den Eltern abschließend den folgenden und seiner Meinung nach wichtigsten Rat: „Krallen Sie sich nicht an Ratgebern und Vorträgen fest. Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl. Und vor allem auch – weil Sie Ihre Kinder lieben – Ihrem Herzgefühl! Das macht Sie zu wunderbaren Eltern!“